Decktaxen-Verträge – fix oder flexibel? Meine Gedanken für Neuzüchter…

Wie oft werden Neuzüchter mit Wucher-Decktaxen-Verträgen über den Tisch gezogen.
Meine Kollegin Anita hatte folgenden Deckvertrag unterschrieben:
Preis € 1100.- und bei Leerbleiben der Hündin darf der Decksprung wiederholt werden.
Als Neuzüchter dachte Anita natürlich niemals an das Unglück, das ihr bald darauf passierten sollte.
Das Decken ging gut, Anita bezahlte und freute sich schon riesig auf die Welpen, sie suchte im Geiste schon Namen aus und war einfach nur happy.

 

Ein paar Tage später verhielt sich Amy komisch, sie war lustlos, hatte keinen Appetit und trank viel. Die typischen Anzeichen einer Gebärmuttervereiterung! Dank einer teuren Notoperation mit einer vollständigen Entfernung der Gebärmutter konnte Amys Leben gerettet werden. Das Resultat: 1500.- € Tierarztkosten, eine kastrierte Hündin und ein zerflossener Traum von herzigen Amy-Welpen.

 

Leider zeigte sich die Deckrüden-Besitzerin nicht sehr kulant.
Sie wies darauf hin, dass Anita ja mit ihrer Nachzuchthündin zum decken kommen könne. Na ja, wenn das so einfach wäre…
Der Deckrüde ist grössentechnisch am oberen Höchstmass, wenn nicht sogar darüber. Mit einem Gewicht von 26kg wäre er ganz sicher keine gute Wahl für die Erstbedeckung einer zierlichen Hündin von 46cm und 18kg.
Da Anita berufstätig ist, sich aber 2-3 Monate unbezahlten Urlaub für eine optimale Aufzucht und Sozialisation der Welpen nimmt, kann sie sich das nicht jedes Jahr leisten.
Das heisst im Klartext, der 2. Wurf von Amys Tochter Pina wird nicht vor 2019 sein, und dann wir dieser Deckrüde 13 Jahre alt sein.

Die Deckrüden-Besitzerin – selbst Züchterin – weiss ganz genau, dass ihr riesiger Rüde niemals für einen ersten Wurf genommen werden sollte. Sie weiss auch, dass ein 13 jähriger Rüde im Normalfall keine gute Spermienqualität mehr haben wird.
Aber sie besteht auf den Vertrag, den Anita unterschrieben hatte und behält die ganzen € 1100.- für sich.  Ich kann so eine Haltung nicht verstehen und frage mich, wie man so kaltherzig und geldgierig sein kann.

 

 

Ich rate allen Züchtern, einen flexiblen Deckvertrag zu machen:

– Grundgebühr
– Anzahl Welpen.

Grundgebühr € 100.- bis 200.- (je nach Aufwand) und € 150.- bis 200.- pro lebendigen Welpen.
Man kann immer noch zusätzliche Absicherungen bei tauben Welpen oder sonstigen „Fehlern“ in den Vertrag nehmen.
Das ist fair für beide Partien.

Stellt dir vor du hast einen Fixbetrag-Vertrag und kannst nochmals decken. In der Zwischenzeit verliert der Rüde die Zuchtzulassung wegen einem nicht-frei bescheinigten Augenuntersuch…
Oder der Rüde deckt nicht richtig, und du willst nicht mehr zu ihm, da dir das Risiko zu gross ist, dass er es wieder nicht schafft und die Hündin wieder leer bleibt …
In diesen Fällen hast du die ganze Decktaxe verloren.

Als Hündinnen-Besitzer hat man ja die Auswahl. Ich habe letzthin einen Deckrüden angefragt der einige Showtitel hat, aber ausser im Kreis traben und „steh“ kann er nichts. Grundgebühr € 1000.- (kein Tippfehler, 3 Nullen sind korrekt) und jeder Welpe € 250.- …
Der Hund hat nicht einmal einen geröntgten Rücken! Und von seinen Eltern kennt man überhaupt keine Gesundheitstests.
Oder die andere bekannte Deckrüden-Besitzerin, die 2-3 Welpen als Decktaxe verlangt. Sie wählt dann die besten Welpen aus, holt sie ab und verkauft sie.

Ich finde die Deckpreise für Showrüden viel zu hoch und werde mich hüten solche Wucherpreise zu bezahlen. Ein Showtitel sagt nichts über die Qualität des Körperbaus aus, denn sehr viele dieser Cracks würden wohl kaum die Ausdauerprüfung bestehen, geschweige denn eine andere Arbeitsprüfung.

Darum mein Tipp an die Neuzüchter: Holt verschiedene Offerten ein, unterschreibt nicht jeden Vertrag, und berücksichtigt auch einmal Rüden die keine Championtitel vorzuweisen haben …
Denn nicht jeder Showcrack zeugt automatisch schöne Nachkommen.

Übrigens weiss ich, wovon ich schreibe. Ich wurde auch schon einmal um die ganze Decktaxe geprellt. Der Rüde deckte nicht richtig und verlor dann die ZZL wegen Katarakt.
Das war vor 10 Jahren und der geldgierige, unfaire Deckrüdenbesitzer hatte seither kein Glück mehr in der Zucht. Irgendwie gibt es doch eine Gerechtigkeit…